Deutschland im Herbst 1991 – Rassismus als Norm (13.12.1991)

Die Entstehung von CM

(Redebeitrag, Gehalten zur Podiumsveranstaltung zu Rassismus am 13.12.91 an der Uni-Frankfurt)

Ganz zu Anfang etwas zur Entstehungsgeschichte dieses Beitrags. Er ist eine kurze Zusammenfassung von Diskussionen, die wir mit ande­ren Migrantinnen und/oder Flüchtlingen geführt haben. (Wir haben auch unter uns nicht alle Punkte ausdiskutiert. JedeR von uns hat einen Teil geschrieben und wir hatten auch nicht die Zeit die Teile inhaltlich genauer aufeinander abzustimmen.) So ist das »Wir« in die­sem Text auch gemeint.

Wir wollen von diesem Standpunkt aus Position beziehen, behaup­ten aber nicht für die Migrantinnen und Flüchtlinge zu sprechen. Wenn wir »Deutsche« sagen, meinen wir immer weiße Deutsche, also auch nicht Migrantinnen, die die deutsche Staatsangehörigkeit ange­nommen haben. Wir meinen auch nicht schwarze Deutsche oder jüdi­sche Menschen.

Zu uns selbst: Zwei von uns kommen aus EG-Ländern. Wir wissen, dass unsere europäische Herkunft, die Blässe unserer Haut und unsere guten Deutschkenntnisse für einige von euch ein Problem sind. Schließlich hattet ihr einen »authentischen« Vortrag erwartet.

Vielleicht hilft es euch ja, dass der dritte, ein Kurde, einen Part des Beitrags übernommen hat, und dass so euer Bild eines/r »echten Migranten/in« erhalten bleibt. Wir versprechen euch, sobald wir mehr geworden sind, ein bunteres Sortiment.

Bevor wir überhaupt hier zusammen diskutieren können, müssen wir die Bedingungen für eine Diskussion klären. In den letzten Mona­ten hat es in vielen linken und linksradikalen Projekten heftige Ausein­andersetzungen zwischen Deutschen und Migrantinnen gegeben. Das bezieht sich nicht nur auf irgendwelche beliebigen Gruppen oder Projekte, sondern auch und gerade auf die, die sich Anti-Rassismus auf ihre Fahnen geschrieben haben. Für einige von uns war das Anlaß, zu überlegen, ob eine Zusammenarbeit mit weißen Deutschen überhaupt noch möglich ist.

Es bleibt selbst für uns schwer nachzuvollziehen, was in den letzten Monaten tatsächlich passiert ist, obwohl wir diese Erfahrungen, dass scheinbar nichts mehr zusammengeht zwischen weißen Deutschen und Migrantinnen, tagtäglicher machen als ihr. Für euch wird es eines der wenigen Male sein, wo ihr erlebt, dass sich Frauen und Männer, auf die ihr euch von eurem Anspruch her beziehen wollt, sich gegen euch zur Wehr setzen. Seltene Erfahrung, bleibt doch euer Bezug meist theoretisch, das Objekt eurer Begierde meist nicht greifbar.

Linksradikale Zusammenhänge sind ein Spiegelbild gesellschaftli­cher Verhältnisse; Frauen werden aus gemischten Zusammenhängen rausgedrängt, soweit sie sich nicht selber für eine eigene Organisie­rung entscheiden, Frauen und Männer aus anderen Ländern gibt es kaum, und die wenigen, die sich dennoch in diesen Zusammenhängen halten können, werden in ihrer Existenz geleugnet. Sie sind für das deutsche linksradikale Empfinden »integriert«, eigentlich gar keine »Aus«-länderlnnen. Sie werden so in ihrer Persönlichkeit beschnitten. Das »Andere« wird gar nicht wahrgenommen. So kommt es, dass selbst FreundInnen nach Jahren fragen, was eigentlich dieses »AusländerIn­nensein« für eineN ausmacht.

Gleichzeitig werden mit der zugesprochenen Integration bewußt oder unbewußt Noten verteilt. Die, die scheinbar integriert sind, haben es geschafft. Solche Bemerkungen sind vielleicht gut gemeint, letztenendes aber Ignorant und paternalistisch. In der Konsequenz rassistisch. Integration, die Einpassung in die deutsche Kultur, wird zur kulturel­len Leistung. Durch Gleichmacherei wird außerdem das eigene, auch das linksradikale, deutsche Bewußtsein beruhigt. Frau/mann braucht nicht mehr verunsichert zu sein, angesichts der Anwesenheit von »Fremden«. Frau/mann braucht dann auch nicht mehr besonders auf­merksam zu sein, vielleicht mal zuzuhören, wenn es um Probleme mit dem Sichzurechfinden im deutschen Alltag, oder mit Behörden, z.B. dem Ausländeramt geht. Die eigene Normalität wird als Norm gesetzt und anderen einfach übergestülpt.

Oder es wird eben angenommen, dass Migrantinnen ganz anders sind. Das ist dann oft Anlaß zu sozialrevolutionärer Verklärung. Migrantinnen sind dann solidarischer, genügsamer, können Bedingun­gen ertragen, die für eineN selber nicht mehr auszuhallen sind. Oder sie sind kämpferisch, kommen hierher und »nehmen sich den Reich-

tum zurück, der aus ihren Ländern geraubt wurde. Damit leugnet ihr, dass Migrantinnen, sich die Bedingungen unter denen sie hier leben, oft nicht aussuchen können. Vielleicht würden viele lieber ganz nor­mal arbeiten gehen oder sich in ihrer Wohnung mit FreundInnen tref­fen, statt auf der Gasse zu hocken und vom gelegentlichen Abzocken oder Verchecken von Dope zu leben. Vielleicht wären sie sogar lieber in ihren Ländern geblieben, wenn sie da noch eine Möglichkeit zu leben gehabt hätten.

Dem anfänglichen Mißtrauen ausländischen Jugendgruppen gegenüber, weil sie nicht in der Lage sind, das Fahrrad eines/r Autono­men von dem eines Neureichen zu unterscheiden – wie sollen sie auch? – oder weil linke Männer sich nun plötzlich nachts auf der Straße unsicher fühlen, folgt nun ein »positiver« Bezug: Da für die ausländi­schen Jugendlichen »die Erfahrungen mit Gewalt alltäglicher sind, und sie auch besser darauf vorbereitet sind«, würden einige der wohlbehü­teten linksradikalen Kämpferinnen, ihnen gerne die Auseinanderset­zungen mit militanten Nazis überlassen. Der Grundsatz autonomer Arbeitsteilung heißt dann: »Wir brauchen euren Mut und ihr unsere Schlauheit« (Berlin 1991 in den Auseinandersetzungen zwischen Auto­nomen und den Anlifacist Gencliks).

Dennoch bilden Männer aus anderen Ländern nach wie vor eine besondere Problemkategorie auch im linksradikalen Weltbild. Männer aus anderen Ländern gelten oft als besonders patriarchal. Sie haben es eben noch nicht gelernt sich geschickt eine autonome Chauvitarnkappe überzuziehen.

Den Frauen aus anderen Ländern gilt dagegen, angesichts der schlimmen patriarchalen Strukturen in ihren Ländern, absolutes Mit­leid. Nawal el Saadawi bricht den feministischen Grundkonsens, wenn sie den Schleierzwang in islamischen Ländern mit der erzwungenen Nacktheit europäischer oder nordamerikanischer Frauen vergleicht. Dass das Patriarchat ganz unterschiedliche Formen annimmt, wird ganz einfach ignoriert.

Ihr kategorisiert und seid nicht mehr bereit euch auf »wahrhaftige« Frauen/Männer und ihre Geschichte einzulassen. Ihr wißt wie Migrantinnen sind. Ihr kennt unsere Länder … aus dem Urlaub. Ihr habt feste Bilder von uns im Kopf. Ihr definiert uns. Am liebsten als völligst hilflo­se Wesen, die nur auf eure Hilfe warten. Eure »Anerkennungsstruktur« orientiert sich genau an der gesellschaftlichen und staatlichen Repres­sion: ganz oben rangiert bei euch die »schwarze Analphabetin«. Dieser Hierarchie sollen wir uns unterordnen. Genießen wir, durch unsere Herkunft, z.B. aus EG-Ländern, Privilegien gegenüber anderen Flüchtlingen und Migrantinnen, macht ihr uns das zum Vorwurf. Können wir uns gar auch noch der deutschen Sprache bedienen und uns an Dis­kussionen beteiligen, ohne von euch dauernd korrigiert oder unterbro­chen zu werden (weil es zu lange dauert), haben wir endgültig jede Anerkennung verwirkt. Ihr verlangt, dass wir uns dafür schämen, Mög­lichkeiten zu nutzen, die für euch selbstverständlich sind! Als derart Privilegierte sprecht ihr uns sogar das Recht ab, uns als Migrantinnen zu definieren. Wo kämen wir denn da hin, wenn plötzlich Migrantinnen und Flüchtlinge selber bestimmen wer sie sind!

Ein weiteres Problem für euch ist, dass ihr feststellt, dass sich Migrantinnen und Flüchtlinge untereinander nicht solidarisch verhal­ten. Migrantinnen und Flüchtlinge sind nicht unbedingt solidarischer als ihr, und das ist als allererstes unser Problem. Solidarität ist hier aber nicht bloß ein unverbindliches Bekenntnis, das einem/r leicht über die Lippen gleitet. Sie kann nur von der Hoffnung leben, durch einen gemeinsamen Kampf, die Bedingungen für alle verbessern zu können. Der Alltag erzwingt oft ein anderes Verhalten. Die Gesetzge­bung teilt uns in unterschiedliche Kategorien ein und spielt uns gegen­einander aus. Die gleichen Denkstrukturen haben kleine und große deutsche RassistInnen drauf, wenn sie eine Französin vielleicht noch für arisierbar halten, während eine Türkin für sie ein Untermensch ist, und sie sie deshalb demütigen oder zusammenschlagen, als Frau zusätzlich vergewaltigen können.

Viele von euch beanspruchen für sich die Freiheit zu entscheiden, ob sie sich bei rassistischer Anmache oder Überfällen »verhalten« oder nicht. Von euch ein Verhalten einzufordern, nennt ihr moralisch. Grenzt sich aber beispielsweise ein Grieche gegenüber von türkischen Menschen ab, indem er sich freut, dass er »nicht so aussieht wie sie« und eventuell nicht mit den soeben beschriebenen Konsequenzen zu rechnen hat, empört ihr euch. Deutsche, die sich »verhalten«, wie z.B. die BürgerInnen aus Hoyerswerda, die sich anderthalb Wochen nach der endgültigen Vertreibung der Flüchtlinge einer autonomen Demo anschließen, nennt ihr mutig. Dass wir aber diese »mutigen BürgerIn­nen« einzig und allein nach ihrem Verhallen während der »Belage­rungszeit« beurteilen, nennt ihr sektiererisch. Es gibt eben auch für euch verschiedene Maßstäbe.

Wenn ihr uns endlich »entdeckt« habt, stellen wir für euch nur noch eine soziale Kategorie dar. Ihr reduziert uns auf unser »Ausländischsein«, wir werden zu begehrten Exotlnnen, Alibi-AusländerInnen. Nachdem ihr uns die ganze Zeit ignoriert habt, genervt weggehört habt, wenn wir euch mit unseren Anliegen belästigt haben (z.B. die Verschärfung des Ausländergesetzes), wollt ihr jetzt, wo das »Thema Rassismus« bei euch Konjunktur hat, von uns über euren Rassismus lernen. In autonomen Papieren ist zu lesen, dass sich insbesondere Flüchtlinge für einen solchen Lernprozess hervorragend eignen. Das ist nicht sehr viel anders als Cohn-Bendits Unierziehungsprogramm für Ost-Deutsche, außer dass ihr euch hierzu »freiwillig« entscheidet. Als Belohnung für eure Anstrengung und zur Beruhigung des eigenen Gewissens verlang! ihr von uns immer und immer wieder anti-rassistische Persilscheine. Ist es für euch so schwer mit uns umzugehen wie mit anderen Menschen auch? Wir sind tatsächlich ganz normale Frau­en und Männer, auch wenn wir Migrantinnen sind. Pal Parker, eine afroamerikanische Feministin gab einmal folgende Empfehlung ab: »Erstens: Vergiss, dass ich schwarz bin. Zweitens: Vergiss nie, dass ich schwarz bin. «

Wir erleben uns entweder als nicht-existierend, dann, wenn wir unter den Begriffen »Deutsche« bis »deutsche Linke« subsumiert wer­den, als Lieblingsspielzeug oder als Hilfesuchende Opfer. Wehren wir uns gegen die ständige Bevormundung und formulieren wir einen eigenen Standpunkt, erleben wir uns sehr schnell als außerhalb ste­hend. Wir zerstören mit einem Schlag alles, was von Deutschen so gut gemeint war. Da gibt es längst keinen Unterschied mehr zwischen den normalen und den besseren, linksradikalen Deutschen. Aufgebrochen ist die falsche Harmonie zwischen uns spätestens jetzt, z.B. an den Aus­einandersetzungen mit dem Rassismus/Nationalismus der deutschen Bevölkerung und mit der deutschen Geschichte. Unser Misstrauen gegenüber der deutschen Bevölkerung geht euch viel zu weit. Ihr fühlt euch plötzlich angegriffen. So war eure Solidarität und das Zusammen­kommen nicht gemeint.

Wir sind uns im Klaren darüber, dass ihr, die ihr schon immer in die­sem Land lebt, Weiße seid und die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, euch meist in irgendeiner Form mit irgendetwas hier verbun­den fühlt. Wir aber machen hier Erfahrungen, die die Frage nach Kon­tinuitäten aufwerfen. Ihr müßt euch endlich mal klar machen, welche Eindrücke von eurem Volk in anderen Ländern existieren. Diese Ein­drücke werden nicht nur durch die in anderen Ländern immer noch vorhandenen Erinnerungen an den deutschen Nationalsozialismus genährt, sondern auch durch das selbstgefällige Verhalten deutscher Bürgerinnen und der politischen Repräsentantinnen dieses Staates. Es hilft uns auch wirklich nicht, von euch darüber belehrt zu werden, dass es Rassismus und neofaschistische Tendenzen auch in anderen Län­dern gibt. Wir sind erst mal mit dem Rassismus hier konfrontiert.

Von unseren unterschiedlichen Standpunkten heraus ergeben sich dann auch unterschiedliche Perspektiven. Uns ist es weniger wichtig, uns klarzumachen, wieso die Bevölkerung hier so rassistisch ist und uns pädagogische Lernspielchen auszudenken (vielleicht unter dem Motto »Migrantinnen und Flüchtlinge bekehren RassistInnen«?), als uns zu überlegen, wie wir uns wehren können. Unser größter Wunsch ist eine Organisierung unter Migrantinnen und Flüchtlingen, um zu einer gesellschaftlichen Kraft zu werden, die ernst genommen werden muss.

Für uns ist es wichtig, aus der ständigen Selbstgeißelung und dem Sich-Einfügen in das vorgegebene Schicksal rauszukommen. Vielleicht habt ihr euch schon mal darüber gewundert, wieso gerade Migrantinnen und Flüchtlinge für das rassistische Verhallen der Deutschen Ver­ständnis zeigen – wenn ihr das nicht für die, für diese Menschen so typische, Zurückhaltung und Bescheidenheit gehalten habt -, oder, dass sie z.B. damit argumentieren, dass sie hier Steuern zahlen usw. Wie diese Mechanismen wirken, ist uns gerade jetzt an den Wahlen zur Kommunalen Ausländervertretung (K.A.V.) bewußt geworden. Obwohl wir wussten, dass diese Wahlen nichts anderes als eine Abspeisung sind, haben sich einige von uns teilweise doch gefreut, von dieser Gesell­schaft zum ersten Mal überhaupt wahrgenommen zu werden.

Es ist schon krass, was die Verhältnisse hier mit dir machen. Am Ende freust du dich, wenn jemand auf dich zugeht, ohne dich anzuma­chen oder blöde Bemerkungen zu machen. Es gehl uns darum, uns klarzumachen, dass wir ein Teil dieser Gesellschaft sind und uns ele­mentare Rechte einfach zu nehmen. Wir werden letztendlich nur auf unseren eigenen Füßen stehen können. Für uns ist aber auch klar, dass wir ein anti-rassistisches Bewusstsein am ehesten bei denen erwarten können, die tagtäglich mit Rassismus konfrontiert sind. Dagegen war unsere Suche nach einem antirassistischen Bewusstsein, das mehr als ein bloßer Anspruch ist, sich in praktischem Verhalten umsetzt, bei Deutschen bisher ziemlich frustrierend.

Vielleicht ist auch anti-rassistisches Bewusstsein ein großes Wort. Es gehl erst einmal primär um ein Wissen über die Bedingungen unter denen Flüchtlinge und Migrantinnen hier leben müssen. Die wenig­sten von euch wissen, wie es auf der Ausländerbehörde aussieht. Nach­vollziehen, was es heißt, dort um Aufenthalt zu betteln, könnt ihr nicht. Nachvollziehen was es heißt, den Mund aufzumachen, und alle wissen spätestens jetzt, dass du keinE DeutscheR bist, könnt ihr nicht. Ihr könnt auch nicht nachvollziehen, was es heißt, sich immer dessen bewusst zu sein, dass alle von dir ein »normales« Verhallen erwarten, und du kennst ihre Norm nicht. Wahrscheinlich seid ihr euch auch nicht im Klaren darüber, was euer Verhallen bei uns auslöst, wie sehr uns eure Toleranz und Gutmütigkeit stinkt. Die Auseinandersetzung mit Rassismus ist für uns keine revolutionäre Heldentat sondern Alltag.

Damit sind wir bei der Frage nach einer Perspektive angekommen, die sich für euch in den letzten Wochen wiederholt gestellt hat – und die, wie wir befürchten, einige auch schon negativ für sich beantwortet haben. Die anti-faschistische/rassistische Arbeit ist für viele von euch ein zu defensives Konzept. Euch fehlt die Vorstellung einer Utopie. Außerdem kann ja die politische Arbeit jetzt nicht darunter leiden. Wir denken, dass da euer wirkliches Problem liegt: die Auseinandersetzung mit Rassismus ist für euch, wenn überhaupt, ein theoretischer Anspruch. Frau/mann will das daher auch möglichst schnell hinter sich bringen. Das ist natürlich, gegenüber der immer noch existieren­den Variante des Nebenwiderspruchs, ein erheblicher Fortschritt.

Für uns ist die Auseinandersetzung mit Rassismus ein existenzielles Problem, und zwar nicht nur mit dem militanten, blutigen Rassismus auf der Straße. Spätestens durch die »Zusammenstöße« der letzten Monate, ist klar geworden, dass für uns die Bedingungen in der Szene unhaltbar sind. Der anti-rassistische Anspruch ist von vorne bis hinten hohl!

Es ist beispielsweise ungeheuer nervig, sich dauernd anhören zu müssen, dass ihr das alles für Migrantinnen und Flüchtlinge macht. Erwartet ihr jetzt Dankbarkeit? Vielleicht seid ihr da auch nur eine Spur zu ehrlich. Ihr habt kaum real was mit Migrantinnen und Flücht­lingen zu tun, und das ist für euch auch nicht mehr als ein theoreti­sches Problem. Daher müssen wir Migrantlnnen uns, nachdem das jetzt so klar geworden ist, die Frage nach einer gemeinsamen politi­schen Perspektive stellen.

Nach diesem Jahr wird nichts mehr so sein wie vorher. Wir mussten uns nicht nur fragen, in welchem Land wir leben, sondern auch, mit wem wir eigentlich seit Jahren befreundet waren oder Politik gemacht haben. Einige von euch haben den Spieß umgedreht. Plötzlich waren es nicht mehr die Verhältnisse, über die sie sich empört haben, son­dern die Migrantinnen, die die Unverschämtheit besaßen, diese Ver­hältnisse zu benennen. Vielleicht ist es ganz gut, dass es zu diesen Aus­einandersetzungen gekommen ist, und wir, Migrantinnen und Deut­sche, können uns, in einem genaueren Wissen übereinander, überle­gen ob und wie wir zusammen weitermachen wollen. Welche Bedin­gungen für uns Grundvoraussetzung sind, haben wir hiermit klar gemacht: Es geht jetzt nicht mehr um politisches Lippenbekenntnis, son­dern verdammt um ein Bewusstsein über die Unterschiede zwischen uns, um eine Auseinandersetzung darüber, um dann gemeinsame Schritte definieren zu können. Das ist längst nicht defensiv, sondern, angesichts der vorhERRschenden gesellschaftlichen Verhältnisse, auch in ihren autonomsten Ausformungen, fast schon ein Konzept einer gesellschaftlichen Utopie.

Die Unterschiede kommen aus diesen verdammten Gewaltverhältnissen und Strukturen, die solange sie existieren eine Gleichsetzung unmöglich machen.

Zum x-ten Mal: 1/4 der Weltbevölkerung (Industrieländer) verbraucht 75% der wellweit produzierten Rohstoffe, Energie und Nahrungsmittel. D.h. 3/4 der Weltbevölkerung muss mit 1/4 an Rohstoffen, Energie und Nah­rungsmitteln auskommen. Eine deutsche Frau verbraucht I7mal so viel Energie wie eine Inderin.

Die Kinder in den arabischen Ländern verbrauchen an lebenswich­tigen Nahrungsbestandteilen (wie Proteinen und Vitaminen) 1/10 des­sen, was in den USA an Hunde und Katzen verfüttert wird.

Zwei Ereignisse aus dem Jahr 1978: In den arabischen Ländern starben an Unterernährung und Krankheiten eine Million Kinder. Im selben Jahr wurden die offiziellen Gewinne der fünf größtem US-Ölfirmen mit 360 Milliarden Dollar angegeben.

Gigantische bevölkerungspolitische Programme laufen seit Jahren in den Trikont-Ländern. Nicht um die Armut, sondern um die Armen zu verringern.

Es ist eben nicht das Gleiche, wenn Millionen von Frauen aus den Trikont-Ländern zur Sterilisation gezwungen werden, während gleich­zeitig in diesem Land eine umgekehrte Politik betrieben wird. Um nicht missverstanden zu werden: In beiden Fällen wird den Frauen das Recht abgesprochen, selber über sich zu entscheiden.

Allerdings im ersten Fall mit dem Ziel, das „unwerte“ Leben zu ver­nichten und im zweiten Fall mit dem Ziel, die Herrenrasse zu vermeh­ren.

Mit dem neuen Ausländergesetz wurde die rechtliche Grundlage für die Kriminalisierung von Migrantinnen geschaffen.

Das bisher geltende Gesetz gab es seit 1965. Dies wiederum stand in der nationalsozialistischen Tradition der deutschen Ausländer-Polizei­verordnung aus dem Jahr 1938. Gerade dieses Gesetz ist verschärft worden!

Einerseits dient es der Verfügbarmachung von billigen und rechtlo­sen Arbeitskräften. Andererseits wird damit der deutsche Volksseelenhaushalt mit erprobten nationalistischen und rassistischen Klischees und Vorurteilen gefüttert.

Der deutsche Staat sortiert heute die Menschen in verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Rechten.

In dieser Hierarchie stehen die Flüchtlinge ganz unten. Ganz unten heißt zum Abschuss freigegeben. Dieses Schema war schon vor dem Ausländergesetz, vor der Asyldebatte in der deutschen Bevölkerung etabliert worden. Das Ausländergesetz und die Asyldebatte waren nur das Startsignal, um es in die institutionelle und völkische Praxis umzu­setzen.

Das in Kraft getretene Ausländergesetz ist rassistisch, nationali­stisch, eurozentristisch, sexistisch und kriminalisiert alle so genannten Nichtdeutschen, also Menschen die nicht über die deutsche Staatsbür­gerschaft verfügen.

Ausländerinnengesetze sind für uns nicht Gesetze wie andere auch. Sie stigmatisieren uns, sie machen uns zur Zielscheibe. Sie bestimmen für uns faschistoide Bedingungen, unter denen wir zu leben haben.

So weit zum strukturellen Rassismus.

Den alltäglichen Rassismus ist noch schwerer verständlich zu machen: Denn ihr werdet niemals nachempfinden können, was es heißt rassistische Blicke, Beschimpfungen und Anmache aller Art zu erleben. Und ihr redet von Gleichen unter Gleichen?

Wir sind wütend über die Arroganz mit der Empfindungen von Migrantinnen begegnet werden, wenn sie als handelnde Subjekte erscheinen. Dann ist es nur noch Emotionalität (typisches Merkmal für Migrantinnen). Denn die herrschende Norm heißt »cool« bleiben. Über Gefühle und anderen Menschen stehen. Die eigenen ein Leben lang unterdrücken. Eben Herrenmenschen.

Das radikale und autonome Herz blüht erst dann auf, wenn das Erscheinungsbild stimmt: arm, verfolgt, kaum deutschsprechend, von Abschiebung bedroht und dankbar. Wie gehabt: mitleiderregend. Und vor allem, wenn die eigene Meinung, die bekanntlich der Mittelpunkt der Erde ist, sowie das eigene Verhalten nicht in Frage gestellt wird. Es wäre viel gewonnen, wenn ihr diese Tatsache akzeptieren könntet.

Kopfzerbrechen bereitet vor allem die autonome, radikale Haltung von Migrantinnen den deutschen Autonomen und radikalen Linken. Dort, wo Mitleid und Opferrolle fehlt, fällt ziemlich alles zusammen.

Denn die weiße, deutsche Metropolen-Linke priorisiert ihr Verhal­ten nach der Reihenfolge dieser Bezeichnung: weiß, deutsch und metropolitan.

Wir sind wütend über die ignorante und neutrale Haltung, mit der ihr Großdeutschland begegnet seid: denn ihr, die euer Volk am besten kennen müsstet, hättet uns warnen müssen vor dem Gesindel der Montagsdemos in Leipzig, vor den Stürmerinnen und Stürmern der Prager Botschaft, vor dem Germanen-Kult in der Nacht der Fußballweltmeisterschaft. Der Ausgrenzungsspruch »Wir sind das Volk« war die Kampfparole gegen »Polaken« und »Kanaken«. Es war der Zünder mit dem die Brandsätze gegen Flüchtlingsheime gemacht wurden.

Es war das Feigenblatt, um die Verbrechen von damals zu revidie­ren. In Ravensbrück und anderen KZ-Stätten. In Vergleichen nach der Art: Bautzen = Auschwitz, SED = NS, STASI = Gestapo usw.

Im Herbst ’91 ist etwas in diesem Land passiert, was nicht passieren dürfte: 45 Jahre nach der Entnazifizierung ist die Normierung der deutschen Gesellschaft nach rassistischen Maßstäben abgeschlossen.

Der Typus des Otto Normalvergasers ist wieder salonfähig gewor­den. Wir sprechen nicht nur von den Nazi-Aufmärschen in Dresden, Leipzig oder Bayreuth. Wir sprechen nicht nur von dem völkischen Mob in Leihbach oder Hoyerswerda.

Wir sprechen von eurer Bevölkerung. Von euren Eltern, Großeltern, Onkeln und Tanten. Seit Monaten haben sechs Millionen Menschen in diesem Land Angst vor den Deutschen. Jeder, der deutsch genug aus­sieht, gilt als potentieller Rassist. »Mein Problem« sagt ein Mann aus Ägypten »waren nicht die zwei Skinheads, die mich in der Frankfurter U-Bahn bedrohten. Das Problem für mich waren die restlichen Fahrgäste. Wie viele von denen würden an der Seite der Skinheads mitma­chen?«                                                                                                      

Die Quantität von – laut offiziellen Polizeiberichten – über 2.300 Brandanschlägen und Übergriffen gegen Migrantinnen und Flüchtlin­ge ist längst schon zu einer neuen Qualität umgeschlagen.

Rassisten, Fremdenhasser, Antisemiten, Faschisten gibt es überall. In Frankreich wie in Italien. In Spanien wie in Griechenland. Das besondere aber in diesem Land ist die Lebendigkeit der Vergangen­heit.

Ihr müsst kapieren, warum ihr als Erben von Tätern angesehen wer­det. Ihr müsst kapieren, warum der Generationenwechsel in Deutsch­land als Stapellauf des Rassismus betrachtet wird.

Kapieren heißt, bewusst zu werden, dass ihr zu euren Eltern eine andere Haltung einnehmt als wir.

Es ist schon mal gesagt worden: Nicht eure Meinung über das Gesindel, dass sich wiedervereinigtes Volk nennt, interessiert uns! Das einzige, was für uns zählt, sind die Empfindungen und Ängste der Migrantinnen und Flüchtlinge als der einzige Maßstab, mit dem wir die Verfasstheit dieser Gesellschaft bewerten können. Alles andere ist irre­levant!

Im Herbst ’91 sind in Deutschland drei Dinge passiert:

Erstens: Die Population dieses Landes hat klar und deutlich ihre Bereitschaft signalisiert, End-Lösungen aktiv zu unterstützen.

»Was kann ich dafür, dass mir beim Anblick dieser Zigeuner der Gedanke an Gasöfen kommt«, sagt einer im Spiegel, der seinen Laden zigeunerfrei führt. »Das, was in Hoyerswerda gelaufen ist, war schrecklich. Aber es war notwendig«, sagt ein deutsches Mädchen im Fernsehen. Zwei Äußerungen von Hunderttausenden.

Diesem Tatbestand werden die jetzigen und alle zukünftigen Regie­rungen so oder so Rechnung tragen müssen.

Zweitens: Die deutsche Intelligenzia ihrerseits hat ebenfalls bewie­sen, dass ihre Teilnahme an der Schaffung der entsprechenden ideolo­gischen Infrastruktur, wo der Mob mit gutem Gewissen seine rassisti­schen Ekstasen ausleben kann, möglich und nötig ist: Angefangen von der Erstellung von bevölkerungspolitischen Konzepten, um den Zugriff, die Kontrolle und die Überwachung von Migrantinnen und Flüchtlingen zu effektivieren, bis hin zur ideologischen Rechtfertigung, ja Bewunderung des völkischen Aufruhrs als etwas Rebellisches. Mal ist der Modernisierungsschock daran schuld, mal die SED-Diktatur, mal die Wohnungsnot. Wie gehabt. Die Täter wieder mal zu Opfern machen. Der Rassismus wird somit als ein Naturrecht der Deutschen propagiert, der auf die Tagesordnung gehört, wenn es den Deutschen dreckig geht.

Drittens: Die politischen Formationen der Deutschen kennen inzwi­schen in Sachen Rassismus keine Ideologien und keine Parteien mehr. Nur noch Deutsche. Von CÜU/CSU/FDP über SPD/Grüne bis hin zu PDS, DKP, DVU, NPD, Bündnis-90. Eine Differenzierung bezüglich Ras­sismus ist nicht möglich. Zwei Zitate aus der deutschen Parteienland­schaft:

n) »Wirklich politisch Verfolgten müsse auch in Zukunft Asyl gebo­ten werden. Vorfälle wie in Hoyerswerda sind eine Schande. Wir brau­chen nämlich keine Anheizung der ohnehin schon viel zu sehr aufgela­denen Atmosphäre durch die schon seit Jahren währende Diskussion, ob das Grundgesetz geändert werden muss. Es braucht nicht geändert zu werden.«

b) »Eine Ursache dafür (für die Pogrome, d.V.) liegt sicher darin, dass die Folgelasten der Einwanderungswelle der vergangenen Jahre die Bevölkerung und hier vor allem die ärmeren Teile zu tragen haben. Sie bekommen keine Wohnung, sie zahlen immer höhere Steuern und Abgaben und leiden unter dem Lohnabbau, den die Unternehmen durch ein größeres Angebot von »billigen« Arbeitskräften betreiben. Die Erklärung der Bundesrepublik zum Einwanderungsland löst keine der Ursachen für Ausländerfeindlichkeit und Verarmung. Ansonsten sollte man dieses dicht besiedelte Land (früher hieß es Volk ohne Raum, d.V.) nicht zum Einwanderungsland erklären, nicht zuletzt und vor allem im Interesse der Ärmsten der Armen. (Jetzt kommt die Gewaltandrohung, d.V.) Dies ist eine Forderung gerade auch im Interesse jener Asylbewerber, Aussiedler usw., die am schlimmsten davon betroffen wären. Ihre Situation würde sich weiter drastisch verschlechtern. «

Ein Versuch, nach dem klassischen Links/Rechts Schema die Zitate den entsprechenden Absendern zuzuordnen, würde kläglich scheitern: Denn das erste Zitat, das so human klingt, stammt von Herrn Frey, DVU-Vorsitzender. Das zweite, mit den Pogromdrohungen, stammt aus der jüngsten Erklärung einer DKP-Sprecherin (UZ, 18.10.91).

Das deutsche Volk/Die deutsche Arbeiterklasse/Die deutsche Kul­tur muss geschützt werden. Die Triage, also die Selektion von nützli­chem und nichtnützlichem Menschenmaterial muss an den Grenzen schon passieren. Besser noch, an den Außenposten dieses Landes, an den Herkunftsländern.

Es hat sich schon rum gesprochen, dass das Verbrennen von libanesischen Kindern und das Umbringen von »Niggern« und »Kanaken« eine zahlenmäßige Armseligkeit darstellt im Vergleich zu den effekti­veren Mitteln der Kasernierung und der Schnellverfahren an den Grenzen. Außerdem ist es ein völkisch wirtschaftlicher Unsinn, deut­sche Baukomplexe (Flüchtlingsheime) und deutsche Wohncontainer (Flüchtlingsquartiere) abzubrennen. Hinzu kommt, dass solche Taten dem Ansehen des Landes im Ausland schaden.

Noch wird darauf Rücksicht genommen. Wie lange noch? Noch sind die Verlierer unten zu wenig und die Sieger oben berechenbar. Was ist bei der nächsten Krise? Bei der nächsten Rezession? Dieses Land hat schon mal bewiesen, dass nicht alles immer rational läuft. Dieser Even­tualität müssen wir Rechnung tragen. Um nicht wiederum missverstanden zu werden: Der Rassismus ist immer und überall ein Verbrechen, unabhängig von der Vergangenheit eines Landes, unabhängig von sol­chen Eventualitäten: Nur, aufgrund der Shoa bedeutet das Nicht-Verhalten im Rassismus, dass das Verbrechen von damals akzeptiert wird. Wer nicht bereit ist, diese Mindestanforderung wahrzunehmen, akzeptiert das Verbrechen. Was aktuell läuft, ist die Etablierung des salonfähigen Rassismus. Unter dem Deckmantel der »Ausländerfreundlichkeit« laufen bereits Kampagnen, die uns zum Kotzen anreizen. Eine Kostprobe: ein »Aus­länderfreund« in der HR-Kampagne »Ausländerhass – nicht mit uns«: »Ich bin gegen diese Übergriffe, weil ich im Ausland immer freundlich behandelt wurde.« Ihr könnt euch vorstellen wie er zu uns wäre, wäre er mal unfreundlich – und dafür gibt es genügend Gründe – behandelt worden. In diesem Sinne waren fast alle Äußerungen der an der Kam­pagne beteiligten Zuhörer.

Erst die Negation der Sprüche bringt das Ausmaß dieser miesen Charaktere zu Tage.

Und immer wieder das Vokabular der Vernichtung: Wiedergutma­chung, Wiederaufbau, Wiedervereinigung, Wieder-Wer.

Unweigerlich stellt sich die Frage nach dem Existenzrecht dieses Landes. Ihr müsst begreifen, dass wir kein, aber wirklich kein Interesse an einem »besseren Deutschland« haben. Denn das ist ein Widerspruch in sich. Das Risiko bei diesem Versuch ist zu groß, um dieser Populati­on noch mal eine Chance einzuräumen.

Ist es nicht eher so, dass jede Haltung gegen die gesellschaftliche, geographische und politische Konstellation dieses Landes ein Akt der Menschlichkeit darstellt?

Ist es nicht eher so, dass Handlungen, »die die politische Willensbil­dung der BRD beeinträchtigen oder gefährden« (Aus dem Ausländerge­setz) ein Ausdruck von Zärtlichkeit sind?

Wo eure Hoffnungen liegen, wissen wir nicht. Unsere liegen auf jeden Fall in den Aktivitäten und Abwehrhandlungen der Flüchtlinge und Migrantinnen. Alles andere sind nur Beruhigungspillen. Denn auch »harmlose« Widerstandsformen der Betroffenen gewinnen in einer solchen Situation enorm an Bedeutung: Denn sie können Prozes­se einleiten, von denen wir nur träumen können!

Um Träume wahr zu machen, müssten wir erst einmal wach wer­den. Der Herbst ’91 hat dies möglich gemacht.

Ob wir scheitern oder nicht, wissen wir nicht. In einem Punkt sind wir aber ganz sicher: Diesmal werden sie uns nicht umsonst kriegen.

Nachtrag:

Aus zwei Gründen haben wir gänzlich verzichtet, unsere Meinung über unsere deutschen Freundinnen und Genossinnen, die wir kennen und schätzen gelernt haben, preiszugeben.

Erstens: Weil wir keine Fluchtwege aus unserer Kritik öffnen woll­ten. Zweitens: Weil wir diese Population nicht nach gesellschaftlich-marginalen Positionen beurteilen können, sondern danach, wie die erdrückende Mehrheit denkt und handelt.

Das nur der Vollständigkeit halber, aber auch weil diese Männer und Frauen ein wichtiger Grund sind, warum viele von uns überhaupt noch hier sind.

Denn es ist keine Selbstverständlichkeit in diesem Land, immer und immer wieder Versuche zu unternehmen, ein Hauch von Kontinuität zu bewahren und weiterzuentwickeln. Es ist keine Selbstverständlich­keit trotz rassistischer Sozialisation den Versuch zu unternehmen, über die eigenen Schatten zu springen und Konsequenzen für das eigene Verhalten zu ziehen. So krass sind die Verhältnisse mittlerweile gewor­den, dass selbstverständliches Verhalten auf einmal besonders hervor­gehoben werden muss.

Für das freie Fluchen!

frankfurter Migrantinnen

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